Pionierinnen von Frieden und Nachhaltigkeit: 

Claudia von Werlhof



Claudia von Werlhof ist Professorin für Frauenforschung an der Fakultät für Politikwissenschaft und Soziologie, der Universität Innsbruck.

Sie gilt als Mitbegründerin der Frauenforschung in der Bundesrepublik Deutschland und zusammen mit Maria Mies und Veronika Bennholdt-Thomsen als Begründerin des Ökofeminismus. Sie betrieb Matriarchatsforschung, entwickelte die Patriarchatskritik weiter und arbeitete an zivilgesellschaftlichen Alternativen zur Globalisierung als "kapitalistischem Patriarchat". Dazu lebte und forschte sie jahrelang in Entwicklungsländern, insbesondere in Lateinamerika.

Sie arbeitet an einer feministischen Gesellschaftstheorie des Patriarchats, der inzwischen sogenannten "Kritischen Patriarchatstheorie" sowie den Alternativen zu dieser Zivilisation.

Foto Claudia von Werlhof

Foto: Jork Weismann

Claudia von Werlhof entlarvt in ihren grundlegenden Texten die zerstörerische Tiefenstruktur des modernen Weltsystems Kapitalismus und ist Wegbereiterin der Entstehung einer kooperativen verantwortungsvollen Zivilisation, die geprägt ist  
... von der Selbstverständlichkeit herrschaftsfreier Existenz“, wie sie stets lachend zu sagen pflegt.

Claudia von Werlhof hat sich sehr weit durch die Welt bewegt, weil sie immer wissen wollte, was die Welt im Innersten zusammenhält. Doch herausgefunden hat sie, was die Welt spaltet, trennt und auseinanderreißt. Dabei erfuhr sie, dass Kapitalismus bzw. unsere gegenwärtige Verfassung im Geiste und in der Materie viel besser zu verstehen ist, wenn wir einen Außenblick anwenden können.
Über den Kapitalismus hinaus hat sie eine längere zerstörerische Tendenz in der Geschichte festgestellt, die sie Patriarchat nennt. Dabei ist Kapitalismus für sie die modernste und zerstörerischste Form des Patriarchats: kapitalistisches Patriarchat.

Ihr Anliegen waren stets auch Alternativen, also wie wir aus der Zerstörung hinauskommen können. Lange hat sie mit einer Bauernbewegung in Venezuela gearbeitet, die tatsächlich einen Ausweg gefunden hat. Sie ist sehr froh, dass sich diese Art zu denken und zu handeln heute nicht nur in Venezuela, sondern auch anderswo verbreitet. Vor allen Dingen konnte auch in Europa durch die Globalisierungsdiskussion und die Diskussion über die europäische Verfassung ein neuer Sprung im Geiste gemacht werden. Inzwischen beginnen auch hier die Leute zu verstehen, dass ihre Misere mit der neoliberalen Politik, also der modernsten Form des weltweiten Kolonialismus zusammenhängt. Der Kolonialismus der Konzerne findet nicht mehr nur im Süden statt. Sondern heute auch in den Ländern Europas hat er verstärkt sein Zerstörungswerk begonnen.

Claudia von Werlhof bezeichnet verschiedene Kriterien, an denen man sehen kann, inwiefern in einer Bewegung oder einer Gesellschaft sich Alternativen entwickeln. Dazu gehören nicht zuletzt das Geschlechterverhältnis, das Generationenverhältnis, das politische Verhältnis und für sie am Wichtigsten und Zentralsten, das Naturverhältnis. Darüber hinaus plädiert sie für ein neues Transzendenzverhältnis, das sie auch als Erd-Spiritualität bezeichnet.
Sie geht der Frage nach, unter welchen Bedingungen Menschen es schaffen, sowohl Einzelne wie auch ganze Gruppen oder ganze Nationen, sich von der Reduktion auf allen Ebenen ihres Seins zu befreien, also von einem Zustand, in dem man neben sich steht und nicht bei seiner Eigenmacht ist, so dass Ausbeutung und Unterdrückung überhaupt erst möglich sind. Sie will wissen, wie die Menschen wieder ihre Kraft und Initiative ergreifen können, also was es braucht, dass diese Kraft, die ja da ist, wieder in uns aktiviert werden kann.

Dabei geht sie von einem öko-spirituellen Naturbegriff aus, einem Wiederfinden in der Verbundenheit alles Seienden, wie sie es nennt. „Und dann ist eigentlich das andere zu sehen und zu tun überhaupt kein Problem mehr....

(Text gemäss Claudia von Werlhof’s Kurzvorstellung als Impulsgeberin am Open Space Symposium St Pölten:  „Die Zukunft von Macht und Menschlichkeit - Vom Kult des Stärkeren zu neuer Gemeinschaftskultur“ vom 16. - 18. Juni 2005)

Weitere biographische Angaben sind im tabellarischen Lebenslauf (CV) ersichtlich.

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