FleXibles Einsatzstellen Schlussbilanz



Schlussbilanz
Kommentar

 

Schlussbilanz 1997 bis 1999

Drei Jahre lang war das Programm FleXibles Einsatzstellen in Betrieb, beinahe zwei Jahre hatten die Vorbereitungsarbeiten zur Inbetriebnahme gebraucht. Trotzdem wurde im März 1999 vom Vorstand von FleXibles der Beschluss gefasst, das Programm auf Ende 1999 zu beenden. Zu diesem Zeitpunkt schien der Entscheid nicht leicht verständlich, war das Konzept doch gerade noch einmal wesentlich angepasst und verbessert worden und das Programm hatte sich erfolgreich im "Markt" etabliert.

Die im Jahr 1999 rasch abnehmende Arbeitslosigkeit und die Entscheide der staatlichen Behörden, die rigorosen Sparmassnahmen noch weiter zu verschärfen, zeigte aber, dass der Zeitpunkt richtig gewesen war. Der ganze Betrieb konnte deshalb auch sowohl organisatorisch, als auch finanziell erfolgreich abgeschlossen werden. Der Übergang zum Nachfolgeprojekt FleXibles Projektzentrum verlief reibungslos.

 

Ein Kommentar zur Schliessung des Programmes

Das Programm FleXibles Einsatzstellen war von Anfang an konzipiert als ein Angebot für erwerbslose Personen, die langfristige und nachhaltige Lösungen für ihre Erwerbssituation anstreben. Das Konzept beinhaltete deshalb auch Möglichkeiten für eine tiefgreifende Veränderung und Neuorientierung von Menschen in ihrer Erwerbssituation. Denn eines war in dieser Zeit der grossen Arbeitslosigkeit klarer als sonst: Nur durch grundlegende strukturelle und persönliche Veränderungen kann die Krise echt und dauerhaft gemeistert werden.

Diese Zielsetzungen wurden leider durch die Politik für ungültig erklärt. Was geliefert werden sollte, waren kurzfristige Erfolge in Form von Leuten, die das Programm schleunigst zugunsten von irgendeiner Stelle verlassen. Ein zweiter Arbeitsmarkt wird bis heute als notwendiges Übel für eine Krise gesehen, der möglichst rasch wieder abgeschafft werden muss.

Während im ersten Arbeitsmarkt die Anforderungen an die Arbeitnehmenden weiter stark ansteigen und in vielen Fällen nur Leute mit stromlinienförmigen Eigenschaften und einer gigantischen Leistungsbereitschaft noch berücksichtigt werden, fallen die Anderen stark zurück. Der Druck steigt und steigt, wer nicht mithalten kann, hat auch bei den Sozialwerken, wie der Arbeitslosenversicherung, nichts mehr zu suchen. So werden viele in den stufenweisen Abstieg zu Armut und Ausgrenzung gedrängt.

Diese Entwicklung wird zwar zur Zeit wieder durch den scheinbaren "Aufschwung" verdeckt, wird aber in den nächsten Jahren trotzdem immer mehr zum Vorschein kommen.

In diesem Sinne ist es auch nicht verwunderlich, dass der Verein FleXibles, mit einer Ausrichtung auf nachhaltige und langfristige Lösungen in einem Umfeld der Kurzfristigen "Erfolge" auf Widerstände gestossen ist. Von den herrschenden Politikern und den Behörden war klar gefordert: Mehr normierte Leistung für weniger Geld in kürzerer Zeit, ohne Rücksicht auf grössere Zusammenhänge. Dem grossen Druck, der auf das Programm "Einsatzstellen" ausgeübt wurde, war sehr schwer zu widerstehen, schliesslich zahlte der Staat ja alles.

Mit unserer Haltung, die erkennen liess, dass wir auch noch anderen Werten als dem bedingungslosen Markt verpflichtet sind, stiessen wir dabei immer wieder auf grosse Vorbehalte und auf klare Ablehnung. Dennoch konnte das Programm Sympathien wecken und einzelne Verantwortungstragende unterstützten es oder liessen es zu, dass auch ein etwas anders geartetes Ding einen Platz fand.

Trotz der kurzen Betriebszeit, das Projekt "FleXibles Einsatzstellen" hat sich aus meiner Sicht gelohnt:

Für beinahe 100 Teilnehmende in drei Jahren, für viele Angestellte und weitere Mitwirkende war es ein grosser Erfolg. Die wertvollen Erfahrungen und Inspirationen wiegen bei weitem die Mühen auf, die beim Überwinden der vielen Widerstände notwendig waren. Der Wert des Erreichten wird sich erhalten.

In diesem Sinne danken wir unseren Auftraggebern, der Arbeitslosenkasse des Bundes und dem kantonalen Amt für Wirtschaft und Arbeit Zürich für den Auftrag, für die Gelegenheit ein solches aussergewöhnliches Programm durchzuführen und für die Bereitschaft trotz aller Schwierigkeiten eine minimale Zusammenarbeit beizubehalten.

Allen anderen Menschen, die uns unterstützt und gefördert haben, herzlichen Dank.

Zürich, 23. Dezember 1999, für die Programmleitung: Jens Martignoni